Der deutsche Film ist in einem bedauernswerten Zustand. Ähnlich wie der Kohlebergbau und die Stahlindustrie wird er lediglich durch staatliche Mittel künstlich am Leben erhalten. Der Puls der Patienten ist aber leider nahe bei Null. Sogenannte Fernsehfilme für volksverdummende Privatsender mit dem Niveau der täglichen Vorabend-Soaps tragen nicht zu einer deutschen Filmkultur bei. Und die öffentlich-rechtlichen Sender beteiligen sich mit unseren Fernsehgebühren am Rennen, das Niveau noch unter den Marianengraben zu treiben.
Aber glücklicherweise gibt es doch hin und wieder positive Ausnahmen. Und dann gehen diese Lichtblicke mit dem typisch deutschen Talent für Marketing leider in der Schwemme schlechter (aber dennoch filmgeförderter) Filme unter. "Im Juli" ist ein wirklich netter Film. Und es ist auch ein lustiger und unterhaltsamer Film, der trotzdem einen gewissen Anspruch hat. Oder: "A Miracle: A romantic comedy from Germany that works!!" wie mp65steady in der IMDB schreibt.
Vielleicht half es, dass der Autor und Regisseur Fatih Akin türkischer Abstammung ist? Vielleicht war es eine gute Idee, dass der Film in verschiedenen Ländern spielt, eine internationale Besetzung hat und sogar fremdländische Sprachen (ohne Untertitel!) gesprochen werden? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall hat es funktioniert, warum auch immer.
Der Film erzählt die Geschichte des Referendars Daniel Bannier, hervorragend gespielt von Moritz Bleibtreu. Dieser Referendar lebt in einer bescheidenen renovierten Altbauwohnung von etwa 100m2 mit Balkon in einer schönen Gegend Hamburgs. Egal, es muss ja nicht jedes Detail passen. Dafür hat er auch kein Auto. Die Flohmarkhändlerin Juli verliebt sich in ihn und verkauft ihm einen Ring mit einer Sonne. Nicht ohne den Hinweis, dass diese Sonne sein Schicksaal sein wird und dass er heute Abend vielleicht auf eine Party kommen soll.
Dort findet er allerdings vorher ein Mädchen mit einem Sonnensymbol und verliebt sich in sie. Kurzum beschließt er, mit dem Auto eines Freundes seiner neuen Liebe nach Istanbul zu folgen. Wie es das Schicksaal will gabelt er Juli dabei beim Trampen auf. Und dann beginnt ein wunderbares Roadmovie durch exotische Plätze wie Bayern, Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Türkei.
Unser Held verliert seine Begleitung, sein Geld, sein Gepäck und seinen Ausweis. Aber er trifft eine Menge netter und weniger netter Leute, mit deren Hilfe er doch am Ende nach Istambul kommt. Und aus dem schüchternen, kühlen Referendar Daniel Bannier wird ein sympathischer Globetrotter, der am Ende seine große Liebe findet.
Insgesamt ein wirklich tolles Roadmovie, das in der Tat auch als romantische Komödie beim weiblichen Publikum ankommt. An guten Schauspielern hat es in Deutschland noch nie gemangelt, das wird hier wieder eindrucksvoll bewiesen. Und Fatih Akin hat es geschafft, mit ihnen auch noch einen guten Film zu machen. Ein paar Szenen kennt man aus amerikanischen Roadmovies. Vom Spiel mit dem Schicksaal hat es mich ein wenig an Serendipity erinnert, eine mittelmäßige romantische Komödie mit John Cusack. Aber nur ein bisschen; "Im Juli" ist einzigartig originell und wirklich gut.
Punkte: 8 von 10
Herausragendes Product Placement: Illegale bewusstseinserweiternde Substanzen