Die Stadt Gottes ist ein Armenviertel in Brasilien in der Umgebung von Rio. Der Film kommt aus Brasilien und wurde von Constantin Film in einer synchronisierten Fassung auf den deutschen Markt gebracht. Nun gibt es sicher eine Menge brasilianischer Filme, aber warum können wir ausgerechnet diesen in deutschen Kinos sehen? Nun, dafür gibt es eine Menge Gründe.
Einmal ist es eine Spielfilm-Produktion, bei der aber versucht wurde, nah an der Realität zu bleiben. Basis der Geschichte sind reale Ereignisse; die Romanvorlage wurde von einem der Charaktere geschrieben. Die Produktion arbeitet mit Laiendarstellern in authentischer Umgebung. Das Budget war sicherlich nicht besonders hoch, dennoch wurde daraus ein handwerklich sehr gut gemachter Film, der nur hin und wieder leichte Schwächen in der Bildqualität hat. Und die Geschichte ist sehr interessant.
Gezeigt wird die Entwicklung von Jugendbanden in der Stadt Gottes aus der Sicht von Buscape. Buscape ist der kleine Bruder eines der drei Mitglieder der ersten Gang. Diese Drei halten sich mit kleinen Überfällen über Wasser. Löckchen, der kleine Bruder eines anderen Mitglieds entwickelt schon als Kind immense kriminelle Energie. Mit extremer Brutalität schafft er es, den Drogenhandel zu kontrollieren. Zunächst wird das Geld mit Joints gemacht, später ist Kokain das große Geschäft.
Der Film erzählt die Geschichte von Lockes Bande bis zum Ende: Überfälle, Morde, Drogengeschäfte, Bestechung, Bandenkriege. Parallel läuft Buscapes Leben, der es wie sein Vater als Fischhändler versucht, auch ein Gangster werden will, sich verliebt, die Fotographie als Hobby entdeckt und schließlich bei einer Zeitung als Laufbursche angestellt wird. Beides ist sehr gut miteinander verwoben und ergibt eine spannende Handlung für die 130 Minuten des Films.
Die für die Geschichte zentrale Gewalt wird nicht übertrieben dargestellt. Auch eine Heroisierung der Gangster findet nicht statt. Klar ist, dass es für diese Jungs nicht viele Auswege aus der Armut gibt. Klar ist auch, dass die Polizei in Elendsvierteln nicht für Sicherheit sorgen kann und die Banden die herrschende Anarchie durch Gewaltherrschaft ersetzen.
Insgesamt eine gute und in meinen Augen authentische Darstellung der Situation ohne übertriebene Gewalt. Vom Bemühen um Realitätsnähe ist der Film für mich nur mit "Blood In, Blood Out" aka "Bound by Honour" zu vergleichen. Ein spannender Film, der auch ohne großes Budget sehr gut gemacht ist und den Zuschauer 130min im Kinosessel halten kann. "Der Pate" ist es natürlich nicht, da fehlt ein bisschen die letzte Professionalität.
Punkte: 7 von 10
Herausragendes Product Placement: Trommelrevolver aller Art